18.06.2020: Capelle hat mehr verdient

Der einzige Lebensmittelmarkt in Capelle wird in absehbarer Zeit schließen, der Ortskern droht, weiter zu veröden. Doch scheinbar ist Rettung unterwegs, in Gestalt einer kleinen, bunten Planskizze, die, ganz unverbindlich, einen neuen Supermarkt nebst Backshop auf der grünen Wiese verheißt.
Was kann daran schon schlecht sein? Doch nach Ansicht der Grünen droht Capelle hier, nur die zweitbeste, oder zweitschlechteste Lösung zu bekommen.

Zunächst möchten wir klarstellen, dass Capelle ohne eigenen Lebensmittelmarkt auch aus grüner Sicht die schlechteste Variante wäre. Es wäre schlecht für das Verkehrsaufkommen, schlecht für die Versorgung und vor allem schlecht für die Menschen in Capelle, die einen wichtigen Bezugspunkt in ihrem Ort verlieren würden. Das wollen wir auf keinen Fall!

Diese Sorge hat auch Familie Jehle beschäftigt, als sie sich im August 2019 an die Verwaltung wandte, um auf ihre Pläne hinzuweisen. Die Verwaltung war durch diese umsichtige Ankündigung schon lange im Bilde.

Doch dann muss jemand im Rathaus entschieden haben, aus der Angelegenheit eine Art Geheimnis zu machen, und nicht etwa im nichtöffentlichen Teil eines Ausschusses die Politik zu informieren.

Stattdessen wurde auf eigene Faust nach einer Lösung gesucht. Doch wo Verschwiegenheit herrscht und nur wenige Bescheid wissen, da bleiben womöglich Lösungen unerkannt.

Es gab seit August 2019, also seit 10 Monaten, keine Ausschusssitzung zur Versorgungssituation in Capelle, keine Gespräche mit den Capellern, keinen runden Tisch, kein Bürgerforum, nichts.

Und die Gespräche, die geführt wurden, ergaben nun offenbar keine andere Option, als einen Supermarkt auf der grünen Wiese.
Man hätte diesen neuen Markt auch elegant in das im Herbst 2019 geplante Neubaugebiet Wohr integrieren können, um dort neue Infrastruktur gemeinsam zu nutzen, um kurze Wege zu schaffen, und den Flächenfraß zu minimieren. Doch das war nicht gewollt.
Was jetzt kommen soll, ist die beinahe schon klassische autogerechte Lösung, insofern ist es falsch, vom Supermarkt auf der grünen Wiese zu sprechen, es wird ein Supermarkt auf dem grauen Parkplatz. Das städtebauliche Konzept, von dem da die Rede ist, scheint nicht aus dem Jahr 2020 zu stammen, auf der Planzeichnung ist jedenfalls keinerlei Fahrradinfrastruktur zu erkennen.

Dass sich die Planer noch damit brüsten, durch die räumliche Trennung von Backshop und Markt das geltende Planungsrecht auszuhebeln, setzt dem Ganzen die Krone auf. Als wenn Pläne für den Außenbereich keinen Sinn hätten! Die Option, zumindest eine Bäckerei im Ortskern anzusiedeln ist damit wohl auch vom Tisch, auch für die Zukunft, denn welcher Bäcker oder Konditor würde gegen den Backladen am Supermarkt schon antreten wollen?

So hat die Verwaltung zwar die Gefahr für Capelle abgewendet, hat den Capellern aber nur die zweitbeste — oder -schlechteste — Lösung anzubieten. Die Beste, nämlich die Chance, in einem offenen Prozess den Ortskern von Capelle weiterzuentwickeln und dort innerorts etwas anzusiedeln ist vertan.

Ulrich Stüeken für die Grünen Nordkirchen

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